Interview
Statement von Matthias Hohmann
Geschäftsführer Night Star Express GmbH Logistik
Night Star Express ist ein europaweit tätiges Nachtexpress-Unternehmen. Sendungen werden am späten Nachmittag oder frühen Abend abgeholt und bis spätestens 8 Uhr in der Früh zugestellt. Im Premiumservice ist eine Zustellung sogar bis 7 Uhr möglich.
Viele unserer zufriedenen Kunden sind in den Bereichen Automotive, Agrartechnik, Land- und Baumaschinen und Großhandel tätig. Zu unseren langjährigen Kunden gehören zum Beispiel Bomag GmbH, Same Deutz-Fahr Deutschland GmbH, Maschinenfabrik Bernhard Krone GmbH & Co. KG und Zeppelin Baumaschinen GmbH.
Wie hat sich die Organisation der Prozesse in den Umschlagzentren ihres Unternehmens geändert?
Wir haben bereits Anfang März einen Krisenstab eingerichtet und uns ständig über die aktuelle Entwicklung informiert. Daran angepasst haben wir Schritt für Schritt einen Krisenplan entworfen.
Neben einer Masken- und Handschuhpflicht haben wir einen Schichtbetrieb eingeführt, um die Ansteckung gering zu halten. Natürlich auch, um bei einer Erkrankung und damit eventuell einhergehenden Quarantäne auf ein einsatzbereites Team zurückgreifen zu können.
Getränke- und Snackautomaten wurden außer Betrieb genommen, um Treffpunkte zu vermeiden, Hygiene- und Abstandsregeln kommuniziert und Desinfektionsmittel bereitgestellt.
Wir haben Vorsorge getroffen, dass auch der komplette Ausfall eines Umschlagszentrums durch eine Umleitung der Strecken über andere Betriebe aufgefangen werden kann. Durch unser breit gefächertes Liniennetz sind wir in der Lage, auch kurzfristig Touren umzuleiten. Zu diesem Mittel mussten wir bisher nicht greifen.
Wie wurde die Auslieferung verändert? (Schutzausrüstung, kontaktlose Zustellkonzepte, …)
Nennen Sie gerne noch ein Beispiel aus der Praxis?
Im Nachtexpress ist eine kontaktlose Zustellung seit jeher Standard. Wenn wir unsere Sendungen in der Nacht zustellen, ist normalerweise kein Empfänger vor Ort. Über Depotplatzvereinbarungen teilt uns der Empfänger den Ablageort mit. Einen Mundschutz trägt der Zusteller oder die Zustellerin bei sich, falls es doch zu einem persönlichen Kontakt kommen sollte.
Bei der Abholung sind Handschuhe und Mundschutz selbstverständlich. Auch hier gibt es teilweise Depots, aus denen wir die Sendungen abholen. Es kann problemlos kurzfristig eine kontaktlose Abholung, abgestimmt auf die örtlichen Bedingungen und Kundenwünsche, vereinbart werden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sensibilisiert und halten sich an Hygiene- und Abstandsregeln.
Wir sind sehr froh, dass es uns bis heute so gut gelungen ist, diese Krise zu bewältigen: Bisher sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund und wir konnten die Sendungen unserer Kunden ohne größere Einschränkungen in gewohnt guter Qualität zustellen.
Das Interview führte unser BdKEP Experte Sven Neumann
Interview
Statement von Michael Bonnes
Geschäftsführer LPR GmbH
Die LPR Als inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen ist LPR darauf spezialisiert, Service- und Logistikkonzepte intelligent miteinander zu verknüpfen.
Wir bieten ganzheitliche Lösungen für die jeweils individuellen Herausforderungen der Kunden – insbesondere wenn es um Dienstleistungen geht, die mit Logistikaspekten verbunden sind.
Wir sind innovationsfreudig und kreativ – bei den Lösungen für die unterschiedlichsten Anforderungen unserer Kunden und genauso bei der Gestaltung unserer eigenen Unternehmensprozesse.
Wie hat sich die Organisation der Prozesse in den Umschlagzentren ihres Unternehmens geändert? (Hygienekonzepte, Abstandsregeln, Schutzausrüstung, alternierende Teams …)
Grundsätzlich haben wir bereits frühzeitig die vom RKI empfohlenen Hygienekonzepte in unseren operativen Bereichen umgesetzt, bevor diese überhaupt verpflichtend wurden.
So haben wir bereits mit den ersten Fällen in der Region Heinsberg, welche knapp 50 km von unserem Hauptsitz in Neuss entfernt ist, ein Managementteam zusammen gestellt, welches im Falle einer (dann auch eingetretenen) Verschärfung der Situation als Krisenstab aktiviert wurde. Wir sind hier schon in einer sehr frühen Phase mit verschiedenen Maßnahmen aktiv geworden. Hierzu muss man sicherlich betonen, dass wir frühzeitig sehr eng im Austausch mit unseren Kunden standen und stehen. Diese haben durch ihre teilweise internationale Ausrichtung oder der Branche (insbes. Kunden aus dem Healthcare-Bereich) schon viel zeitiger entsprechende Anregungen und Empfehlungen mit uns besprochen.
Neben der Umsetzung der Hygienekonzepte, die mit fortlaufender Pandemie strenger wurden, und entsprechender Anpassungen bedurften, mussten wir auch operative Prozesse umstellen. So haben wir die Fahrer von Abholtouren in Absprache mit den Kunden instruiert, nicht die Gebäude des Kunden zu betreten, und die Unterzeichnung etwaiger Dokumente nicht durchzuführen, oder mittels des eigenen Stiftes. In unseren HUBs ist aufgrund der technischen Infrastruktur der Mindestabstand im Regelfall bereits vorhanden. Aber auch hier bedurfte es Veränderungen bei Prozessen, die eine persönliche Nähe oder Übergabe in der Vergangenheit erfordert hatten. Ähnlich gestaltet sich die Situation in unseren Auslieferdepots, wobei hier weniger die technische Infrastruktur maßgeblich war.
Viel musste aber auch mit den Menschen in unseren Standorten gesprochen werden. Übliche Rituale wie die persönliche Begrüßung, das gemeinsame Gespräch an der Kaffeemaschine – alle diese Aktivitäten mussten wir unterbinden, was uns nicht leicht gefallen ist. Denn schließlich sind diese Rituale menschliche Ankerpunkte, die eine hohe Motivation mit sich führen.
Wie wurde die Auslieferung verändert? (Schutzausrüstung, kontaktlose Zustellkonzepte, …)
Auch hier haben wir immer im engen Kontakt mit unseren Kunden unsere Entscheidungen entwickelt. Darüber hinaus haben wir eine sehr intensive Kommunikation mit unseren Fahrern, Servicetechnikern und Transportpartnern.
Im Nachtexpress sind wir seit jeher kontaktlos unterwegs. Wir beliefern Servicetechniker in den Kofferraum oder PUDO ®, Händler, Reparaturbetriebe und weitere Organisationen in Nachtdepots oder Warenschleusen in der Nacht zwischen 00:00 bis 07:00 Uhr. In diesen Zeiten ist ein Kontakt mit dem Warenempfänger nahezu ausgeschlossen. Ausnahmen bilden hier sicher unsere Nachtzustellungen in Krankenhäuser – hier wurde jedoch dezidiert auf die Anforderungen des jeweiligen Standortes reagiert.
In unserem Tagexpress haben wir die Quittungsleistung auf den Frachtdokumenten und MDE-Geräten auf Basis der Freiwilligkeit umgestellt. Sofern ein Warenempfänger die Unterschrift nicht leisten möchte, so haben wir dies im Auftrag mit einer entsprechenden Kennung vermerkt.
In unserem Tagexpress mit technischer Dienstleistung sahen die Anpassungen größer aus. Die von uns zu erbringende Zusatzleistung, wie z. B. das Auspacken und Anschliessen von Geräten oder der Gerätetausch, finden im Regelfall in den Räumlichkeiten des Warenempfängers statt. Neben Bürostandorten handelt es sich auch häufig um die „eigenen vier Wände“ in Privathaushalten, was eine besonders sensible Herangehensweise bedarf. Insbesondere in der aktuellen Zeit ist unser Tagexpress mit technischer Dienstleistung eine stark gefragtes Produkt – viele Menschen arbeiten im Home-Office, und wenn das Notebook streikt, muss schnell für Ersatz gesorgt werden. Auch hier haben wir gemeinsam mit unseren Kunden eine in der Praxis anwendbare Lösung gefunden. Unser Fahrer stimmt sich im Vorfeld mit dem Warenempfänger ab, ob er die Räumlichkeiten betreten darf. Sofern dies vom Warenempfänger nicht gewünscht wird, erfolgt die Erbringung der Dienstleistung quasi „auf der Türschwelle“.
Unsere Servicetechniker, die bundesweit zu Reparaturen „vor Ort“ unterwegs sind, haben wir eine entsprechende Hygieneausstattung zukommen lassen. Neben Desinfektionsspray, Warnaufstellern, wichtigen Sicherheitshinweisen und Hygiene-Tipps sowie selbstgenähten Mund-Nase-Bedeckungen – für die Herstellung dieser haben wir eine Näherin beauftragt, haben einige Servicetechniker, insbesondere die im medizintechnischen Bereichen tätig sind, ergänzend klinischen oder FFP-zertifizierten Masken zur Verfügung gestellt.
Nennen Sie gerne noch ein Beispiel aus der Praxis?
Hier ist sicherlich das Segment „SWAP“, d. h. der Austausch von Geräten innerhalb unseres Tagexpress (mit technischer Dienstleistung) ein gutes Beispiel.
Für einen Hersteller für den Büro- und Privatbereich tauschen wir defekte Geräte gegen funktionsfähige Geräte aus. Hierbei wird jedoch nur das Gerät an sich, nicht die zugehörigen Komponenten, getauscht.
Das bedeutet, dass diese Komponenten vom Fahrer gewechselt werden – der Kunde soll möglichst wenig durch diesen unerfreulichen Defekt belastet werden. Gerade in Privathaushalten ist eine sehr empfindsame Herangehensweise durch den Fahrer notwendig – man befindet sich in einem sehr sensiblen Bereich.
Sofern der Kunde also das Betreten der Wohnung durch den Fahrer nicht wünscht (was im Vorfeld abgefragt wird), findet die Demontage und Montage des Gerätes mit Sicherheitsabstand vor der Haustüre statt.
Diese veränderte Handhabung wurde sowohl von unseren Fahrern, als auch von zahlreichen Kunden dankend angenommen.
Das Interview führte unser BdKEP Experte Sven Neumann